Akustikdämmung im Büro

Als Consultant im Homeoffice mache ich vor allem eins: Telefonieren und an Videokonferenzen teilnehmen, neudeutsch: Calls. Und es nervt mich total, wenn mein Gegenüber einen schlechten Ton hat. Also akutisch. Das verbaute Mikrofon im Notebook oder irgendwelche Raummikros gehen gar nicht. Gleichermaßen möchte ich selber auch nicht viele Stunden am Tag ein Headset aufhaben.

Was hilft: Ein Podcast-Mikrofon und eine gute Raumakustik, sprich: wenig Hall. Um letzteres habe ich mich die letzten Wochen gekümmert. Hier mein Erfahrungsbericht, Tonaufnahmen und Messergebnisse.

Meine Ausgangssituation: Ein relativ großer Raum (ca. 19 m² Fläche, Deckenhöhe: 2,45 m), Teppichboden, wenig Möbel, nur ein Fenster mit leichtem Vorhang. Entsprechend hallig ist es nun mal. Als Mikrofon am Arbeitsplatz kommt ein RØDE NT-USB Mini, schwebend am Arm, zum Einsatz. Der Teil des Mikrofons ist also schon mal gut abgedeckt. Was fehlte, was die Akustikdämmung.

Dämmung

Das Suchen und Finden von einer geeigneten Dämmung war gar nicht so einfach. Zunächst mal gibt es viele Begriffe dafür wie Akustikpaneele, Schallabsorber, Bürodämmung, Schallschutz, usw. Und dann gefielen mir diese Standard Paneele aus dem Baumarkt, welche meist eine Holzimitation in dünnen Streifen auf schwarzem Hintergrund haben, einfach nicht. Die machen mich total wuschig. Nach viel Gesuche bin ich auf die Firma Silenti gestoßen, welche auch größere Panels in grau und weiß anbietet, die auch eine mir sinnvoll erscheinende Dicke von 5 cm Schaumstoff haben.

Im Endeffekt habe ich mich für vier “Streifen” von je 2,0 * 0,58 Meter entschieden. Dies macht somit ca. 4,5 m² Dämmung, womit ich laut dem Mengenberechner von Silenti sogar über den empfohlenen 3,5 m² für meine Raumgröße liege. Drei der Panels hängen hinter mir und eines rechts an der Wand vor dem Bildschirm. Sprich: Die Dämmung findet vor allem *hinter* mir statt, nicht in Sprechrichtung. Da das Mikrofon aber ohnehin in meine Richtung guckt, sollte das soweit passen. Eines der Panels wollte ich 10 cm gekürzt haben, weil eine Steckdose im Weg ist. Eine kurze Rückfrage bei Silenti ergab, dass ich das genaue Maß einfach im Bestellprozess angeben soll und sie es mir ohne Zusatzkosten entsprechend kürzen (incl. der abgeschrägten 45° Phase). Danke!

Silenti hat mir für die Leser des Blogs einen Gutscheincode von 5 % zukommen lassen. Danke dafür. ;) Wer von euch ebenso dort Panels bestellen möchte bekommt immerhin 5 % Rabatt per “Weberblog5%“.

Vorher/Nachher Tonaufnahmen

Um einen subjektiven Eindruck vom Raumklang zu bekommen habe ich sowohl vor als auch nach der Anbringung der Paneele eine kurze Aufnahme an meinem Schreibtisch gemacht. Einfach direkt in Audacity rein, fertig. Keine Nachbearbeitung und nichts. Hört selbst. Bei 32 Sekunden fängt die “danach” Aufnahme an:

Hier noch rein die drei Klatscher für einen direkten A/B-Vergleich:

Mega! Ein deutlicher Unterschied.

Wer misst, misst Mist 😉

Nun bin ich weit davon entfernt, ernsthafte Audiomessungen bei mir durchzuführen. Dennoch wollte ich meinem subjektiven Eindruck auch etwas Objektivität verleihen. Dafür habe ich mich in die Room Acoustics Software REW eingearbeitet und mir sagen lassen, dass vor allem der RT60 (Option T20) Graph interessant sein soll. Mein Mikrofon befand sich an der normalen Position auf Mundhöhe vor mir am Schreibtisch, als Lautsprecher habe ich meinen Bose SoundLink Mini genommen, unterhalb des Bildschirms positioniert. (Sicherlich keine optimale Wahl, aber für einen vorher/nachher Vergleich ausreichend.) Ich selbst saß während der Messung am Schreibtisch – schließlich spiegelt das meinen Alltag wieder.

Folgender Graph zeigt also die Nachhallzeit pro Frequenz. RT60 heißt: die Zeit, die es für 60 dB Abfall braucht. Kürzer ist besser. Ihr seht meine Messungen ohne Dämmung (grüne Linie) und mit Dämmung (orange Linie):

Es ist sehr deutlich zu sehen, dass der Raumhall quasi über das gesamte Frequenzspektrum abenommen hat. Sauber! Unter 400 ms soll wohl gut sein, bei <300 ms sind es Studiobedingungen, was bei mir ab ca. 600 Hertz tatsächlich auch der Fall ist. Warum die tiefen Frequenzen um 60 Hertz jetzt weniger stark abfallen bzw. sogar länger im Raum nachhallen erschließt sich mir nicht.

Anyway: Q.E.D.

Fazit

Zunächst mal bin ich optisch mit der Lösung sehr zufrieden. Auch der WAF ist hoch. (Happy wife – happy life.) Aber das ist natürlich reine Geschmacksache. Viel wichtiger: Die Akustikeigenschaften des Büros sind merklich besser. Allein wenn man den Raum betritt merkt man sofort einen großen Unterschied zu vorher. Ich fühle mich gleich viel wohler. Es herrscht einfach mehr Ruhe.

Letztendlich merke ich bei langen Calls oder gar Schulungen, in denen ich viele Stunden am Stück rede, dass es angenehmer ist zu Arbeiten. Ich kann die Vorhörfunktion angehem laut aufdrehen, ohne dass der Raumhall stört. Auch das Aufnehmen von Podcasts läuft jetzt ordentlich und ohne weitere Umbaumaßnahmen ab – Hörprobe hier.

Soli Deo Gloria.

Photo by Jonathan Farber on Unsplash.

5 thoughts on “Akustikdämmung im Büro

  1. Mikro extern – verstanden.
    Aber statt Headset dann (Notebook-)Lautsprecher? Gibt’s da nicht heftige Rückkopplungen?

    1. Ich habe im Normalfall einen Kopfhörer auf. Halt einen angenehmen “Über-Ohr” und keinen “Auf-Ohr” Kopfhörer (wie es die meistens Headsets sind). Bei längeren Calls verwende ich aber auch einfach einen externen Lautsprecher unterhalb des Bildschirms. Mit Rückkopplungen gibt es bei den Kollaborationssoftwares wie MS Teams überhaupt keine Probleme. Die filtern ja unglaublich viel noch raus, wie zum Beispiel Klatscher.

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